Der Erdölkrieg

Die Angst vor dem Peak Oil – Erdöl auf dem Fördermaximum

Erdöl ist aus der modernen Industrie und Wirtschaft kaum mehr wegzudenken. Der tägliche Öl-Verbrauch liegt in Deutschland bei rund 2 Millionen Barrel, also bei über 350 Millionen Litern. Das kohlenwasserstoffhaltige Stoffgemisch steckt in zahlreichen Gegenständen des alltäglichen Gebrauchs, so zum Beispiel in Fernsehern, Kunststoffen, Medikamenten und Farben. Obendrein liefert das schwarze Gold Energie, wie sie zum Heizen oder zur motorisierten Fortbewegung nötig ist. Fast die Hälfte aller Energie wird heute trotz der bemühten Erschließung alternativer Energieträger noch immer aus Erdöl gewonnen. Kurzum ist Erdöl für den westlichen Lebensstandard der Gegenwart eine Grunderfordernis. Unglücklicherweise gehört das schwarze Gold zu den begrenzten Ressourcen. Der Begriff des Peak Oil ist in diesem Zusammenhang in aller Munde. Dabei handelt es sich um das globale Fördermaximums. Wenn dieses Fördermaximum erreicht ist, sinkt die Förderrate global ab. So macht sich die Endlichkeit des Öls noch vor der tatsächlichen Ausschöpfung aller Ressourcen bemerkbar. Die Frage nach dem Lebensstandard zu Zeiten des Peak Oil beschäftigt daher seit Jahrzehnten Wissenschaftler und Politiker.

Die vernichtende Energie eines Energielieferanten

Seine Bedeutsamkeit für sämtliche Bereiche des alltäglichen Lebens geben dem Energielieferanten Erdöl vor dem Hintergrund seiner begrenzten Ressourcen die vernichtende Energie, die sich in zahlreichen Erdölkriegen gezeigt hat. Die statische Reichweite für das schwarze Gold ist kurz und unterliegt beträchtlichen Schwankungen. Nach den Weltkriegen wurden 20 Jahre vorausgesagt, bis sich das Öl ein für allemal erschöpfen würde. Mittlerweile geht man von etwa 50 Jahren aus. Anderen Quellen zufolge ist der Peak Oil als kurz nach der Jahrtausendwende bereits eingetreten. Wegen der schwindenden Ressourcen und der stetig wachsenden Nachfrage steigen die Ölpreise. 2008 ist ein Höchststand von 147 US-Dollar pro Barrel erreicht. 25 Prozent der täglich geförderten Ölmenge verbrauchen allein die USA, deren Bevölkerungsanteil an der Weltbevölkerung lediglich fünf Prozent beträgt. Anfang 2000 wurden in Saudi-Arabien dank der Ortungstechnologie die größte Erdölreserven der Welt lokalisiert. Mit Ölreserven von rund 150 Milliarden Barrel liegt der Irak in der Liste der erdölreichsten Länder in den Top 5. Als die USA 2003 mit dem Irak in den Krieg ziehen, spielt der Zugriff auf Erdölförderstätten und industrielle Macht eine nicht zu unterschätzende Rolle.´

Offizielles Kriegsziel: Präventivschlag gegen den Terror

Kurz nach der Ortung der weltweiten Ölreserven planen die USA militärische Schläge gegen den Irak. Bis im September 2002 wird der irakische Boykott von Waffenarsenalprüfungen durch die UNO als Begründung für das geplante Militärvorgehen angegeben. Als der Irak dem UNO-Generalsekretär Annan offiziell die Einwilligung zur Waffenkontrolle gibt, ändert sich das offizielle Kriegsziel der US-Administration. Der Sturz des irakischen Präsidenten Hussein wird zum offiziellen Kriegsgrund erklärt. Der US-Verteidigungsminister äußert auf einem Kongress im September 2002, dass ein präventiver Schlag gegen den Irak vor dem Hintergrund des 11. Septembers zwingend erforderlich sei. Beweise für Massenvernichtungswaffen in irakischem Besitz hält er nicht erforderlich für den Präventivschlag. Das US-amerikanische Völkerrecht erklärt in der modernen Verfassung ein absolutes Gewaltverbot, das vor völkerrechtswidrigen Übergriffen schützen soll. Ausnahmen von diesem Gewaltverbot ergeben sich mit dem Selbstverteidigungsrecht der Nationen. Auf dieses Selbstverteidigungsrecht beruft sich der US-Kongress in den offiziellen Erklärungen. Verschwörungstheoretiker munkeln schon zu Beginn des Jahrtausend etwas vom Rohstoffkrieg.

Der Irakkrieg und die energetische Unabhängigkeit

Heute sind es nicht nur Verschwörungstheoretiker, die den Irakkrieg als Rohstoffkrieg interpretieren. Saudi Arabien ist der größte Erdöllieferant der Welt. Der ungleich hohe Erdölverbrauch der USA bringt die Nation in eine Abhängigkeit. Speziell nach den Ereignissen des 11. Septembers würden sie aus dieser Abhängigkeit nur allzu gerne ausbrechen. Schon Jahre vor dem Irakkrieg schrauben sie die Erdöllieferungen aus Saudi Arabien zurück. Alternative Lieferanten werden erschlossen, aber die energetische Unabhängigkeit vom arabischen Lieferanten erreichen sie auch damit nicht. Als eines der erdölreichsten Länder der Welt könnte der Irak die energetische Zukunft der USA sichern und ihnen das ersehnte Erdöl zur Unabhängigkeit von Saudi Arabien liefern. Die Krux sind die Sanktionen, die seit dem Golf-Krieg auf der Erdölförderung des Irak liegen. Mit dem Regimewechsel nach einer kriegerischen Übernahme lassen sich diese Sanktionen theoretisch auflösen. Weder der Sturz eines ungerechten Regimes, noch der Kampf gegen den Terror werden heute also als Hintergründe des Irakkriegs vermutet, sondern die energetische Macht und damit die US-amerikanische Unabhängigkeit von Saudi Arabien. Offiziell treten die USA gerne als große Befreier in Erscheinung. Die Geschichte bezeugt diese selbsterwählte Position. Die Befreiung von einem Unrechtsregime überrascht als offizieller Kriegsgrund daher nicht. Im Irak kommt aber alles anders, als geplant.

Bilanzen in einem Erdölkrieg

4.394 gefallene US-Soldaten. 31.768 Verwundete. Fast 100 000 gefallene Zivilisten auf der Gegenseite und 2,6 Millionen Kriegsflüchtlinge. Der Irakkrieg ist global nach hinten losgegangen und stärkt im Nahen Osten nicht die US-amerikanische Stellung, sondern die des Iran. Blut für Erdöl ist massenhaft geflossen. Nur das Erdöl will nach dem Krieg nicht fließen. Die energetische Macht wechselt nach dem Konflikt nicht auf die Seite der USA. Die Förderlizenzen für die irakischen Erdölfelder gehen nicht in US-amerikanischen Besitz über. Erdöl lässt sich aus den Feldern ohnehin nicht ohne Weiteres abbauen, weil der Irak jahrzehntelang über dem Fördermaximums gefördert hat. Der Irakkrieg schwächt die politische Position der USA. Fotografische Beweise für die Verfehlungen des US-Militärs schwappen durch die internationalen Medien. Auch als Schlag gegen den Terrorismus bleibt der Konflikt sinnlos. Statt dem Terror ein Ende zu machen, erreichen die USA mit der Waffengewalt eher das Gegenteil. Attentate, Korruption und Gewalt beherrschen auch Jahre nach dem Krieg den irakischen Alltag. Dass die Erdölfelder fortan in einem Konfliktgebiet liegen, macht die aufwendige Förderung nicht einfacher. Auch unabhängig von den irakischen Feldern liegen die meisten Erdölfelder mittlerweile in Konfliktgebieten. Die Macht des Erdöls hat zahlreiche Nationen zu lebensbedrohlichen Gefilden gemacht. Obwohl der Erdölkrieg nach hinten losgegangen ist, bleibt dem Erdöl international seine Position als politisches Druckmittel und Konflikttreibstoff erhalten.

Erdöl als Druckmittel in europäischen Konflikten

Neben dem nahen Osten verfügt heute vor allem Russland über die größten Erdölreserven und damit über ungleich große Macht. Das russische Erdöl versorgt die EU. Um in den Westen zu gelangen, muss es durch Weißrussland fließen. Mitte der Neunziger entwickelt sich ein russisch-weißrussischer Energiestreit. Die Einigung besteht vorerst aus der Abmachung, Russland erhebe keine Exportzölle auf das exportierte Rohöl nach Weißrussland. Die weißrussischen Exportzölle für das weiterexportierte und weiterverarbeitete Ölprodukt sollen zwischen den Staaten aufgeteilt werden. Seit 1995 besteht die Vereinbarung, dass Russland über 80 Prozent des weißrussischen Ausfuhrzolls erhalten soll, da es das Rohöl zollfrei abtritt. Die Vereinbarung wird zu Beginn des Jahrtausends von Weißrussland gekündigt. Die Zolleinnahmen durch Drittländer beansprucht Weißrussland fortan für sich. 2006 stellt Putin alle direkten und indirekten Subventionierungen der weißrussischen Wirtschaft ein, um den Staat zu einer bilateralen Zollunion zu erpressen. Noch immer stimmt Weißrussland der Zollunion nicht zu, woraufhin Russland auf den Rohölexport nach Weißrussland Zollabgaben von täglich 180 Dollar pro Tonne erhebt. Weißrussland reagiert mit einem Transitzoll. 45 Dollar werden auf jede Tonne erhoben, die auf dem Weg in den Westen das weißrussische Gebiet durchläuft. Russland verweigert die Zahlung. Als der russische Pipelinebetreiber Transneft kurz darauf die illegale Entnahme von fast 80.000 Tonnen Öl mit Weißrussland in Zusammenhang bring, stellt sich von Seiten Russlands ein Lieferstopp ein, der in seinen Folgen neben Deutschland vor allem Polen, Ungarn und die Tschechische Republik betrifft. Als Weißrussland den Transitzoll wieder zurücknimmt und das entnommene Öl zurück in die Pipeline einspeisen will, nimmt Russland die Ölexporte in den Westen wieder auf. Die Zollregelungen erreichen in den Folgemonaten ein Kompromiss. Die letzte Ölerpressung Russlands war dieses Ereignis aber nicht.

Erdöl und Erdgas als Treibstoffe des Ukraine-Konflikts

Zwischen Russland und der Ukraine entflammt seit 2005 regelmäßig ein Energiestreit um das russische Erdgas. Im Jahr 2014 spitzt sich dieser Energiestreit zu. Europa wird zu einem der explosivsten Konfliktgebiete. Die Macht der russischen Energie macht sich 2014 nicht nur in Zusammenhang mit Erdgas bemerkbar. Russland droht der EU vor dem Hintergrund des Ukrainekonfliktes wegen der zurückgewiesenen Forderung nach Waffenlieferungen außerdem mit der Einstellung aller Öllieferungen. Öl ist trotz der Ereignisse des Irakkriegs noch immer das mit effektivste Druckmittel der Neuzeit. Mittlerweile verstehen Experten die energiepolitische Verwundbarkeit der EU allerdings als begrenzt. Die Erschließung erneuerbarer Energien und die europäische Kaufkraft sollen die Abhängigkeit vom russischen Erdöl in den vergangenen Jahren vermindert haben. Ob für Erdöl auch zukünftig noch Blut fließen wird, bleibt im Anbetracht dieser Spekulationen zumindest in der EU also spekulativ. Die vernichtende Energie von erschöpflichen Energieträgern hat sich im vergangenen Jahrhundert aber in mehr als nur einem Zusammenhang erwiesen. Treibstoffe haben Nationen in die Enge getrieben und Konfliktgebiete auf der ganzen Welt geboren. Wann der Energiekonflikt zu einem internationalen Ende kommt, bleibt auch heute noch fragwürdig. Womöglich wird es erst dann passieren, wenn es längst keine Energie mehr gibt.

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